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Kapt'n Balu

Diese kleine Geschichte hat mir ein Blog-Leser, nennen wir ihn "tk", zukommen lassen. Sie spielt auf der Bühne eines Anbieters. Wir nennen ihn einfach mal "Kapt'n Balu".
Ein Kollege von mir will in der Firma ein Fifa-WM-2006-Tippspiel unter den Kollegen veranstalten. Er hat dafür ein fertiges Online-Spiel auf php-Basis gefunden und gekauft, daß man auf seinen Webspace schieben kann und wenn man dem Anbieter die URL mitteilt bekommt man nach jedem Spiel sofort die Ergebnisse verpasst und das Spiel berechnet die Gewinne usw.

Ich hab' ihm von Anfang an gesagt, er soll mir das Ding geben, ich schiebe es auf meinen root-Server bei einem anderen Anbieter. Nein, er wollte es auf einer Kiste in seinem Keller zum Laufen bringen. Heute ruft er mich an...kannst Du vorbeikommen...hier klappt nix!

Er hat in der Zwischenzeit irgendein Testangebot von "Kapt'n Balu" abgeschlossen: vServer 3 Monate lang für 1€/Monat testen, danach 20€/Monat. Es klappte in der Tat nix.

Folgende Situation fand ich vor:

1. Ein vServer, der tat was er wollte. Installier SuSe 10.irgendwas
2. Ein Verwaltungstool namens "plesk", das ich noch nie gesehen habe.
3. Einen DNS-Eintrag zu seiner extra hierfür bei "Kapt'n Balu" registrierten Domain, der auf eine völlig andere IP-Adresse zeigte
4. Eine Konsole, auf der ich NICHTS machen konnte, weil als einziger Texteditor vi installiert war, mit dem ich schon seit meinen Linux-Anfängen vor 5 Jahren einfach auf Kriegsfuß stehe.
5. Ein YaST, der mit einer ncurses-Fehlermeldung abstürzt, wenn ich versuche, Software (=> einen anderen Editor, nano, joe oder weiß der Henker was, Hauptsache kein vi!) zu installieren.

Nach ziemlich langem 'rumprobieren hatte ich dann irgendwann keinen Nerv mehr und habe die Hotline angerufen, auf deren AB meine Probleme geschildert ("DNS zeigt auf eine völlig fremde IP-Adresse, kein Texteditor installiert, Yast stürzt ab!"). Kurz darauf kam der Rückruf:

"Kapt'n Balu": ""Kapt'n Balu" hallo! Sie müssen den A-Record für die Domain noch ändern!"

tk: "Aha! Das hab' ich mittlerweile gefunden und gemacht. Das dauert jetzt aber wohl noch eine Weile, oder?"

"Kapt'n Balu": "Ja, das dauert eine Weile."

tk: "Warum setzen Sie überhaupt den A-Record auf eine IP-Adresse, die mit meinem Server absolut NULL zu tun hat und halsen mir dann die Arbeit auf, erstmal zu finden, wo ich ihn überhaupt verändern kann und dann stunden- oder tagelang auf die Änderung zu warten, anstatt ihn einfach auf meinen Server zu setzen?"

"Kapt'n Balu": "Das ist bei uns normal so!"

tk: "OK, wir warten. Zweites Problem: Ich möchte gerne auf der Konsole meine Konfig-Dateien für apache bearbeiten. Ist auf der Kiste kein anderer Editor drauf als vi? Ich gebe ehrlich zu, mit dem Ding stehe ich auf Kriegsfuß!"

"Kapt'n Balu": "Ja, sie müssen die Konfig-Dateien auf der Konsole bearbeiten. Das geht mit [vau-ieh]. Zum speichern müssen Sie dann w-t-c oder so eingeben, das steht aber auch in Google!"

tk: "...und einen anderen Editor mit YaST installieren geht auch nicht, der kackt ab!"

"Kapt'n Balu": "Ja, Yast funktioniert nicht!"
Das war dann der Moment, wo mir die Kinnlade 'runtergegangen ist! Daß das Ding [vie-ei] und nicht [vau-ieh] heißt kann ich gerade noch verschmerzen. Daß "Kapt'n Balu" "normalen" Kunden ausschließlich vi zumutet finde ich grenzwertig. Daß der Hotline-"Experte" mir erklärt, bei vi würde man mit "wtc" speichern ist schon gar nicht mehr feierlich, und daß auch noch Google das behaupten soll, ist eine Frechheit. Dann aber auch noch einfach so frei heraus zuzugeben, daß Yast nicht funktioniert, ist einfach nur peinlich!]

nano ist mittlerweile per rpm drauf, apache hab' ich langsam am laufen, das Tippspiel werde ich wohl nächste Woche in Angriff nehmen, aber der Abend heute war echt witzig!
(Dies ist die Original-E-Mail des Bloglesers, minimal für's Blog angepasst. Diese E-Mail entspricht der Meinung des Verfassers und nicht zwangsläufig meiner)

Kommentare

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Alphager

ARGH, SuSe !

Lino

Manueller Trackback:

http://blog.openebiz.de/?p=140

Daniel

Also ich mag vi^^

Lino

Ich bin auch VI User, das liegt aber eher daran, dass ich im "zarten Alter" von 5 Jahren an einem IBM Terminal, das an einer RS/6000 hing, dazu genötigt wurde VI zu benutzen (wir hatten ja nix anderes :biggrin:)

Das war damals richtig Exotisch... Unix Maschinen als Heimcomputer :)

Torsten Karwoth

> [...] nennen wir ihn "tk" [...]

Ich wars nicht (ich wars eigentlich nie, aber diesmal war ich es wirklich nicht ;-) )

> [...] Fifa-WM-2006-Tippspiel [...]

Boah, der Mist hat noch nichtmal angefangen und es geht mir jetzt schon gehörig auf den Stack... Ich mach Drei Segfaults wenn die Shice WM endlich exit(1) macht...

Andre Heinrichs

Ich glaube, das erste, was ich gemacht hätte, wäre, mir per rpm apt4suse / apt4rpm zu installieren. Danach geht der Rest der Installation ziemlich einfach. Aber vielleicht liegt das auch nur daran, dass ich hier auf zwei Rechnern ein Suse laufen habe?

terx`

anscheinend sind die nicht mal in der lage suse ordentlich zu installieren.
gard die erstinstallation soll bekanntermaßen im ansatz funktionieren. dass die ncurses-libs fehlen ist wirklich sehr schleierhaft. yast achtet bei der installation doch so sehr auf korrekte abhängigkeiten.
dass mit dns-record kann man noch verzeihen - wenn die das über ein zwischenhändlich machen und der stumpf ne standard-adresse nimmt.
meiner meinung nach ein typischer kinderzimmerhoster, wo nix wirklich rund läuft/laufen kann.
finger weg von käpt'n balu!

Bernhard Welzel

Ich denke das alle Experten daran denken sollten das hier zwei verschiedene Themen vermischt werden - auch wenn das Problem in beiden Fällen das gleich ist: zum einen die Unfähigkeit einiger kleiner Unternehmen zu ihren Angeboten die passende technische Kompetenz aufzubieten sowie der - nach meiner Meinung - sinnlose Versuch über einen Preiskampf gegen Massenhostern anzutreten. .

Zum anderen behaupte ich das Begriffe wie "Plesk" oder die Handhabung von Suse einfach eine Standardfähigkeit im Bereich der Administration sind. Sehr interessiert lese ich über Menschen die ihren Webserver mit einer handkompilierten "ach-so-super-tollen" Insiderdistribution betreiben, Apache durch einen anderen "viel besseren" Webserver ersetzen und natürlich keinen Standard MTA verwenden, sondern eine schon 1987 auf Lochkarten selbst programmierte Lösung verwenden. Alles andere wäre ja auch irgendwie bäh und so etwas von uncool. Mir persönlich ist es ziemlich egal was für eine Distribution auf dem System vorinstalliert ist - Hauptsache ich habe die Möglichkeit auf mein geliebtes Debian zu wechseln. Falls dies nicht möglich ist werde ich einen anderen Anbieter mit einem passenderen Angebot.
Der Punkt ist: Anbieter wie "käpt´n balu" existieren weil es einen Markt für ihre Lösungen gibt: Konsumenten die dank "geiz ist geil" nur auf den monatlichen Preis schauen und die sich keine Gedanken über Service, technische Kompetenz des Anbieteres oder Leistungsfähigkeit der Produkte machen.
Distributionen wie Suse oder Programme wie Plesk wurden geschrieben weil es einen Markt gibt für die diese Software, die eine echte Problemlösung darstellt: Menschen die keine Lust haben ihre Lebenszeit auf den Erwerb von Programmierkentnissen zu verwenden oder am Betriebsystem herumzubasteln können damit grundlegende Administrationsaufgaben selbst übernehmen. Einfach so: einloggen, machen. Wenn es dann funktioniert kann man sich wieder auf wesentliche Dinge konzentrieren.
So. Es fehlen sicherlich noch 100 weitere Blickwinkel auf diese Problematik - mit erhobener Nase daran vorbeizulaufen ist jedoch - nach meiner Meinung - überflüssig.

thorben

arg offtopic: aber ne nette Homepage hast du da, gefällt mir, also deine texte....

Siegfried

Hi,
also, um SuSE so zu installieren, daß yast nicht mal läuft, da muß man schon ein Könner sein. Das beinahe idiotensichere SuSE Linux so zu verkorksen, dazu bedarf es schon erstaunlicher Fähigkeiten. Oder der Typ, der das installiert hat, gehört zu den Leuten, die nur in die Nähe eines Computers kommen müssen, und schon stürzt dieser ab. Ich hatte mal so eine Kollegin. Der absolute Härtetest für einen Programmierer: Wenn sie am Computer vorbeiging, ohne daß das Programm abgestürzt ist, dann war das Programm Atombombensicher :)

tk

Ja, ich war's! ;)

Und nur, bevor hier Glaubenskriege ausbrechen:

Im Prinzip funktionieren alle Linux-Distributionen brauchbar. Jede hat ihre Vor- und Nachteile. Und ehrlich gesagt ist es mir sch***egal, ob auf einem gemieteten Server Suse, Debian, Redhat, Ubuntu oder Gentoo läuft.
Genau so scheissegal ist es mir, welcher User welchen Editor bevorzugt. Dafür gibt es so viele, damit sich jeder sein Lieblingstool aussuchen kann.

Aber wenn ein Hoster es schafft, so viele Probleme in nur einem vServer zu vereinen, dann sollte er sich überlegen, ob er nicht doch lieber unter den Linden Würstchen an Touris verkaufen sollte...

thomas

Peter

Du kennst Plesk nicht? Besser gesagt tk kennt Plesk nicht? Guuuut für euch.

tk

Ja, ich kenne Plesk nicht...entnehme ich Deinem Kommentar jetzt, daß ich nichts verpasst habe?

thomas

Peter

Genau das wollte ich damit sagen. ;-) Plesk ist ganz schlimm. Ich hatte ganz kurz damit das Vergnügen, die Beziehung hielt aber nicht lange an. Handarbeit ist echt das beste, wenn es um Server-Konfiguration und -Administration geht.

Denis

Ja, ....
...mir ging es genauso.

Mittlerweile bin ich nicht mehr blau,
sondern rot. [webperoni]

Und einfach nur glücklich. :D

lg,
Denis

thomy

wer mit vim nicht umgehen kann, sollte auf keinen Fall einen root server betreiben, schon in seinem eigenen interesse.

Peter

1. bedeutet "nicht mögen" nicht "nicht damit umgehen können",
2. war das eine der unsinnigsten Aussagen, die ich jemals gehört habe.

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