Mittwoch, 6. August 2008, 08:44
Argumente pro Saarland
Mich erreichte (privat) folgende Anfrage:
als langwieriger Blogleser und gelegentlicher Kommentator brauche ich nun mal den Ratschlag eines Saarländers.Wer mag, kann hier gerne Argument pro (oder auch contra) Saarland kommentieren
Im Zuge meiner Studienwahl bin ich grad dabei zu jedem potentiellen Studienort eine Positiv-/Negativliste aufzustellen. Nun kommst du ins Spiel, was würdest du als Saarländer sagen, warum sollte man als junger ungebundener Mann vom hohen Norden ins Saarland ziehen um dort zu studieren? Von der Uni einfach mal abgesehen bzw. was hindert einen daran zu euch zu ziehen? Vergewaltigung der deutschen Sprache sind aber nicht unbedingt ein Pluspunkt
Kommentare
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Manuel Schmitt (manitu)
Tommy
Dominik
Manuel Schmitt (manitu)
Manuel Schmitt (manitu)
thorben
Theo
Die Krönung ist ja die BWL-Mathe mit der man dann die Probleme der Informatik lösen so. Passt hinten und vorn nicht. Bitte lass es.
thorben
T Keller
ich studier zur Zeit "Informationswirtschaft" an der Uni Karlsruhe (liegt nicht ganz im Saarland ).
Das ist in weiten Teilen das selbe wie Wirtschaftsinformatik. Die Behauptung von Theo kann ich nachvollziehen; zwar haben wir ein vollwertiges "Höhere Mathematik" auf unserem Plan, jedoch in einer komischen Reihenfolge - zumindest anders herum wie die reinen Informatiker: im ersten Semester lineare Algebra, im zweiten Analysis (grob zusammengefasst).
Nun, wie wirkt sich das aus:
Im ersten Semester hat man wunderbare Grundlagen für den Wirtschaftsteil, Informatik ist noch nicht so mathematikbehaftet (eher grundlegenste Grundlagen, die ich aus der Oberstufenzeit schon kannte; war deshalb nur 1 mal in der VL)
Im zweiten Semester ist Mathe dann wichtig für Informatik und zwar die Techniken aus der Analysis (viele Abschätzungen, Sätze, Beweismethoden). Dumm nur, dass man diese im Gegensatz zu den reinen Informatikern zu Beginn des Semesters nicht kennt...
Ansonsten muss ich sagen, dass mir der Mix aus Informatik, Wirtschaft und Jura gefällt, nachteilig ist der wahrscheinlich (Informatikstudenten können mich hier verbessern) höhere Lernaufwand, da der Stoff recht unterschiedlich ist (bis auf Dijkstra habe ich bisher noch keinen Stoff aus der Wirtschaft in der Informatik gebrauchen können).
Wenn für dich Karlsruhe auch in Frage käme, dann darfst du mich gerne kontaktieren; Email steht im Impressum auf meiner HP
Theo
runatthesun
wenn man damit klar kommt bzw. so ein typ ist und sich einleben kann, will man nie wieder weg, bzw. findet hier ein zweites zuhause. wenn man das nicht kann bzw. lieber ein einzelgänger ist, wird man sich auf die dauer nicht so glücklich werden.
grüße eines saarländers.
ps: wir sprechen hier KEIN französisch als muttersprache
Marki
Es hat halt immer damit zu tun wie man selber drauf ist, bzw. wie die Anderen einen wahrnehmen.
Das was Du da schreibst ist wohl generell (für überall) gültig und ist daher ein bisschen durch die rosa Brille geschaut.
my 2 cents
Nadja
Franken sind grundsätzlich ein eher unkommunikatives Völkchen und generell gelten wir auch als unhöflich (nur weil wir auf "wie geht's?" nicht mit "ach alles wunderbar" sondern eben einfach "passd scho" (passt schon) antworten).
Grüße aus Franken
Marki
Christian
Chriss
Dominik
Zu Land und Leuten: Wenn man den Blick auf Deutschland alleine richtet, dann ist das Saarland ziemlich tiefe Provinz. Das sieht man ja schon an der Landkarte, dort ist es das kleine links unten am Rand.
Wenn man das Ausland mit einbezieht fällt allerdings auf, dass sieben (!) andere europäische Hauptstädte näher am Saarland liegen, als mit Berlin die eigene. Von Saarbrücken aus ist man in weniger als 2 Stunden in Paris (mit dem Zug) und in einer knappen Stunde im gelobten Land (mit dem Auto). Die Infrastruktur ist für die Größe des Landes ziemlich gut.
Durch die eher kleine Fläche des Saarlandes bezieht der gemeine Saarländer üblicherweise das nahe Ausland mit ein und spricht von der Großregion "Saar-Lor-Lux", und wenn er ganz größenwahnsinnig ist, werden Rheinland-Pfalz und die Wallonie auch noch mit einbezogen.
Kulturell hat dieses Sammelsurium an verschiedenen Menschen einiges zu bieten (und für latent fremdenfeindliche ist die Region eher nix). Trier als älteste Stadt Deutschlands ist gut für Freunde der Antike. Es gibt regelmäßig attraktive Veranstaltungen, auch das Staatstheater in Saarbrücken kann sich sehen lassen. Luxemburg ist ein Paradies, wenn auch nur in steuerlicher Hinsicht. Die ganze Region vermittelt einem einen anderen (... lebendigeren) Blick auf europäische Geschichte, als es die Bücher in der Schule hätten tun können.
Man kann im Saarland (und drumherum, wie gesagt) hervorragend essen, und dabei kommen sowohl Freunde der delikateren Kost, als auch Feinschmecker auf ihre Kosten. Es gibt sehr gute Biere (Karlsberg, Bruch, Saarfürst und die ganzen "Erlebnisbrauereien"). Um die Mosel herum werden sehr gute Weine angebaut.
Der westliche Teil (dort, wo die Saarschleife ist) ist landschaftlich so schön, dass einem beim Wandern das Herz aufgeht, einige der Orte dort (Orscholz, Weiskirchen) sind nicht umsonst Kurorte.
Der typische Saarländer ist, so würde ich mal sagen, gastfreundlich, schließt auch Fremde (aus dem "Reich") schnell ins Herz und legt abseits vom Arbeitsalltag eine gewisse Gemütlichkeit an den Tag ("Hauptsach' gudd gess, geschafft han mir schnell..."). Der typische Saarländer ist allerdings auch provinziell, auch wenn die Exemplare aus der einzigen Großstadt meinen, sie seien es nicht.
Abschließend noch etwas Statistik: Es gibt eher wenig Akademiker (Tendenz steigend), mittelmäßig viele Arbeitslose (Tendenz derzeit fallend), die Bevölkerungszahl in den industrialisierten Teilen ist rückläufig, in den ländlichen Regionen im Westen nimmt sie eher zu. Die Staatsverschuldung ist sehr hoch, die Schulen im Deutschlandvergleich eher gut. Bundesweit Spitze ist das Saarland beim Anteil der Katholiken (mehr als Bayern!) und der Eigenheimbesitzer.
Reicht das?
Tetja
Ich komme aus einem Dorf, so nennt man hier Städte die knapp unter der 100.000 rumknappseln.
So in der nähe Essen, Düsseldorf, Bochum etc..
Ich ziehe ja gerade ins Saarland und ehrlichgesagt macht mir das schon ein wenig sorgen.
Bin das nicht gewohnt, dass da mal km weit nur Felder etc. sind.
Oder das ein Dorf wirklich ein Dorf ist.
Und ich habe lebende Tiere frei rumlaufen sehen: Kühe, Schafe, Hennen, etc.
Ich befürchte ich kann aufgrund der Stille am neuen Wohnort wochenlang nicht schlafen (nagut ich kann immer schlafen).
Aber ich glaube als Motorradfahrer werde ich mich wohl daran gewöhnen können
Naja vielleicht habe ich ein bissel übertrieben.
Mumpakl
relativ eindeutig:
Amsterdam
Brüssel
Luxembourg
Paris
Bern
Vaduz
knapp aber auch noch:
London
Prag
Dominik
enko
Pfälzer in die Pfalz, Saarländer in die Saar . (jaja, ich mich gerade sehr beliebt hier *duck*)
sabrina
enko
trillian
+ Es kennt wirklich jeder jeden und man lernt schnell Leute kennen. Die Menschen sind herzlich und kommunikativ.
+ Die Nähe zu Frankreich und Luxemburg (Weineinkaufen/Tanken) ist toll.
+ Die Gegend ist super zum Wandern/Spazierengehen/Motorradfahren. Es gibt auch viel zu begucken.
+ Saarbrücken ist ein nettes Städtchen, in dem man es sich gutgehen lassen kann.
- Es ist am Arsch der Welt. Die nächste größere "Stadt" ist Frankfurt (90Minuten Auto).
- In den Rest von Deutschland braucht man EWIG. (3h bis zum Ruhrgebiet...) und mal eben nach Hause ist nicht drin.
- Die Sprache der Einheimischen erschließt sich erst langsam. Hatte wirklich Mühe, die zu verstehen.
- Die Dörfer irgendwo im Hochwald sind wirklich am Popo von der Welt.
Vorher habe ich in Oldenburg gewohnt (supergeil), danach in Kassel (ungedingt meiden) und lebe jetzt in Mönchengladbach (hier ist es doofer, aber näher am Leben dran).
Ich hoffe, dass ich bei der Entscheidung helfen konnte.
thorben
ich glaub da kann ich mich mit saarbrücken eher anfreunden
Blootplazma
Nee, ganz im Ernst: Ich empfehle die Lektuere von
http://www.ffw-nunkirchen.de/uebeleben_im_saarland.htm
Mit ein bisschen Verständnis für Ironie bekommt man einen guten Eindruck vom Leben im Saarland (das ich als Saarländer nicht vermissen möchte).
Carsten Dobschat
Theo
thorben
Carsten Dobschat
Und es bleibt dabei: mit der Vielfalt des fränkischen Biergenusses kann das Saarland nicht mithalten. Und Karlsberg ist nicht nur so schlecht, es ist schlechter. Einzig Bruch aus Saarbrücken lasse ich als saarländisches Bier gelten, Karlsberg ist bestenfalls ein schwacher Bierersatzstoff…