Dienstag, 28. September 2010, 06:29
IPv6 ist zum Heulen
Es ist nun fast ein dreiviertel Jahr her, als mir ein Mitarbeiter erzählte, dass er sich mit seiner Freundin wegen des Themas IPv6 stritt. Eigentlich wollte ich das nicht großartig erwähnen, zumal ich es dann vergaß.
Nachdem ich nun aber abermals von einem Streit eines anderen Mitarbeiters (mit anderer Freundin ) hörte, muss(te) ich es dann doch bloggen.
Es ging in beiden Streits offenbar um die grundsätzliche Unglaubwürdigkeit der Anzahl der theoretisch verfügbaren IPv6-Adressen. Hier ein Auszug aus einem heise-Artikel:der wachsender Anzahl der X-Chromosen
P.S.: Hat mal jemand diese Aussage bzgl. IPv6-Adressen zu Oberfläche der Erde nachgerechnet?
Nachdem ich nun aber abermals von einem Streit eines anderen Mitarbeiters (mit anderer Freundin ) hörte, muss(te) ich es dann doch bloggen.
Es ging in beiden Streits offenbar um die grundsätzliche Unglaubwürdigkeit der Anzahl der theoretisch verfügbaren IPv6-Adressen. Hier ein Auszug aus einem heise-Artikel:
IPv6 definiert einen weit größeren Adressraum, nämlich 2^128 (...), also rund 340,28 Sextillionen. Das genügt, um jeden Quadratmillimeter der Erdoberfläche inklusive Ozeanen mit rund 600 Billiarden Adressen zu bepflastern.Offensichtlich sinkt die Vorstellbarkeit der Wahrheit dieser Aussage stark mit
P.S.: Hat mal jemand diese Aussage bzgl. IPv6-Adressen zu Oberfläche der Erde nachgerechnet?
Kommentare
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Cappa
http://www.wolframalpha.com/input/?i=2^128+%2F+%284%2F3pi3400%C2%B3%29
Christian
http://www.wolframalpha.com/input/?i=2^128+%2F+%28surface+area+of+the+earth%29
Dann braucht's keine Formel
stefan kronawithleitner
667089525428226800 IPv6 IPs pro mm2 erdoberfläche
oder anders gesagt
667 billiarden 89 billionen 525 millarden 428 millionen 226 tausend 800
WM
Einfach mal annehmen jeder bewohner der Welt bekommt ein /64
(Rechenzentren, ISp Core Infrastruktur etc. mal ausgenommen)
Der ISP kann das zwar wie bei IPv4 in größeren Blöcken announcen (/48, /43 oder sogar /32 - je nach ISP Größe und Kunden) - macht noch immer extrem große BGP Tables....
Karl Rannseier
Jetzt einmal ganz davon abgesehen, dass man nicht jedes /64, welches den einzelnen Residentials zugewiesen wird, einzeln announcen muss (wobei, wenn man mal nen Blick ins BGP wirft wird man feststellen, dass es eine ganze Menge Patienten gibt, die anscheinend sehr ängstlich sind und auch /19 in einzelnen /24 announcen...), wenn die Tabelle größer wird, wird man den RAM aufstocken müssen. Selbst bei den obszönen RAM-Preisen der beiden großen Vendors ist das nun nicht mehr der Faktor, ebensowenig wird da keine CPU groß ins schwitzen kommen.
BTW:
Diese Diskussionen gibts schon ewig, die erste, an die ich mich erinnere, war vor ca. sieben Jahren auf der RIPE-ML...
Arno Nym
Re
Jakob
Also wenn "die Vorstellbarkeit der Wahrheit dieser Aussage stark mit der Anzahl der X-Chromosomen sinkt", dann kann sich jemand mit weniger X-Chromosomen (vulgo "Männer") das schlechter vorstellen als jemand mit mehr davon? Ich vermute mal, du wolltest eher das Gegenteil ausdrücken
Theodore
johnnywayne
Dark Helmet
NetzBlogR
Lars
Karl Rannseier
Garste
über IPv6 zu streiten. Na dann weiß ich warum die Geburtenrate hier in Deutschland so stark zurückgeht ...
Piotr
Jack
Hast du da ne Statistik ob die mit IPv6 mehr werden?
Ein Besserwisser schrieb
Karl Rannseier
Über 6in4-Tunnel beispielsweise
Jimmy
ich nutze Sixxs und Fritzbox keine Probleme.
Wäre interessant wieviele so mit IPv6 hier unterwegs sind.
Markus
Ich krieg zwar die genauen Zahlen nicht mehr zusammen, aber bei einer bestimmten angenommenen (einigermaßen realistischen) Anzahl der Atome pro mm² der der Erdoberfläche kann man immer noch jedem Atom mehrer Adressen zuweisen.
Auch jeder Zelle eines jeden Menschen auf der Welt sind mehrere Adressen zuweisbar...
Viele Grüße,
Markus
Kuchenmann
Woo
Man merkt halt, dass die massgebliche Planung von Schreibtischtaetern gemacht wurde und nicht von Praktikern. Furchtbares Protokoll.
Karl Rannseier
Weil das Protokoll so designed ist, dass man 64 Bit für den lokalen Part nutzt - sprich man bekommt immer mindestens 2^64 Adressen.
Man mag nun über die sinnhaftigkeit, jedem Residential den 4,2 milliardenfachen IPv4-Adressraum zuzuweisen, streiten können, aber das führt hier zu weit; ganz so dämlich wie es ersteinmal scheint ist das nämlich nicht, wenn man sich mit den weiteren Feinheiten von IPv6 beschäftigt.
Vorallem, wenn man den Zukunftsprognosen hinsichtlich der mobilität des Netzes Glauben schenken mag.
Dafür steigt der Durchsatz bei IPv6 signifikant, zum einen wegen der 64bit-Aufteilung, zum anderen, weil Router nicht mehr fragmentieren müssen (OK, bei letzterem muss man natürlich sagen, dass quasi alle TCP/IP-Stacks das DF bit setzen).
Last but not least - du willst in einem 1500 Byte großen Paket (also einem 12.000 Bit langen) 64 Bit sparen, das ist nichteinmal ein halbes Prozent...
Es gibt zwar einiges, das auch mir an IPv6 nicht vollends einleuchtend erscheint - aber so furchtbar ist es nun auch nicht.
Da ist zB HTTP um Welten schlechter designed - oder lass uns über IPSec reden; ich stelle mal keck die Behauptung auf, dass es keine zwei Dutzend Menschen auf dieser Welt gibt, die IPSec wirklich in allen Einzelheiten verstanden haben (übrigens auch ein Punkt, der für IPv6 spricht, bzw. dessen IPsec-Erweiterung).