Montag, 1. Februar 2010, 15:56
RTL-Chef: Provider für Urheberrechtsverstöße zur Verantwortung ziehen
Von was träumt der eigentlich nachts?
RTL-Chef: Provider für Urheberrechtsverstöße zur Verantwortung ziehen
Durch meinen Freund Oliver Kels weiß ich aus direkter Quelle, wie stark die Auswirkungen von Raubkopieren auf die gesamte Branche sind. Das darf aber nicht dazu führen, dass die völlig falschen als Hilfssheriffs herangezogen werden. Das gerne herangeführte Beispiel der Deutschen Post, die auch nicht für den Inhalt dessen, was sie in einem Brief befördert, verantwortlich gemacht werden kann, ist hier meiner Meinung nach sehr treffend.
Es mag sein, dass meine Sichtweise als Unternehmer der Internet-Branche hier alles andere als objektiv ist. Und ich finde, dass einige mit der Zeit gehen müssen, bevor sie mit der Zeit gehen müssen. Das Internet als neues Medium stellt alle vor die große Herausforderung, alteingesessene Abläufe und Denkweisen abzulegen und sich den neuen Gegebenheiten anzupassen.
Zu glauben, dass man das Problem des illegalen Kopierens oder gar Verkaufens von Musik, Filmen oder Software durch Verbote oder Regulierungen weiträumig eindämmen kann, ist in meinen Augen Nonsens da praktisch undurchführbar. Es müssen neue Abrechnungs- und Beteiligungsmodelle her, die den Zeitgeist widerspiegeln, z.B. in Form der angedachten Kulturflatrate.
Eines ist für mich klar: Die Zeit, in der große Unternehmen der Musik- und Filmbranche den Reibach gemacht haben, neigt sich früher oder später einem sicheren Ende zu. Profitieren werden die kleineren Firmen und vor allem die Künstler, wenn es denn ein vernünftiges Modell geben wird.
RTL-Chef: Provider für Urheberrechtsverstöße zur Verantwortung ziehen
Durch meinen Freund Oliver Kels weiß ich aus direkter Quelle, wie stark die Auswirkungen von Raubkopieren auf die gesamte Branche sind. Das darf aber nicht dazu führen, dass die völlig falschen als Hilfssheriffs herangezogen werden. Das gerne herangeführte Beispiel der Deutschen Post, die auch nicht für den Inhalt dessen, was sie in einem Brief befördert, verantwortlich gemacht werden kann, ist hier meiner Meinung nach sehr treffend.
Es mag sein, dass meine Sichtweise als Unternehmer der Internet-Branche hier alles andere als objektiv ist. Und ich finde, dass einige mit der Zeit gehen müssen, bevor sie mit der Zeit gehen müssen. Das Internet als neues Medium stellt alle vor die große Herausforderung, alteingesessene Abläufe und Denkweisen abzulegen und sich den neuen Gegebenheiten anzupassen.
Zu glauben, dass man das Problem des illegalen Kopierens oder gar Verkaufens von Musik, Filmen oder Software durch Verbote oder Regulierungen weiträumig eindämmen kann, ist in meinen Augen Nonsens da praktisch undurchführbar. Es müssen neue Abrechnungs- und Beteiligungsmodelle her, die den Zeitgeist widerspiegeln, z.B. in Form der angedachten Kulturflatrate.
Eines ist für mich klar: Die Zeit, in der große Unternehmen der Musik- und Filmbranche den Reibach gemacht haben, neigt sich früher oder später einem sicheren Ende zu. Profitieren werden die kleineren Firmen und vor allem die Künstler, wenn es denn ein vernünftiges Modell geben wird.
Kommentare
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Andreas
Ein Betroffener ist nicht implizit in der Lage bei dem Thema den Schaden realistisch zu beurteilen.
my 2 cents.
Zum Thema: Der meint das nicht ernst, der will blos spielen.
EDK
Ich gebe gerne Geld für gute Musik, gute Filme oder Ausstellungen aus. Aber wenn jemand mein Geld haben möchte, dann darf ich auch bitte Entscheiden wer es erhalten soll.
Christian Rohweder
Und dafür, dass die Großen der Branche sich nicht in der Lage sehen, sich auf neue Gegebenheiten einzustellen, dafür kann nun wirklich niemand etwas.
Manuel Schmitt (manitu)
Ich stimme Dir in soweit zu, als dass ich indirekt entscheiden möchte, wer wieviel Geld von mir (bzw. meinem Anteil) bekommt. Das kann man z.B. darüber entscheiden, was ich tatsächlich höre/lese/schaue.
Da ich als Einzelperson ja nur maximal 86400 Sekunden Musik am Tag hören kann, kann man das einfach darüber umlegen, auf jeden einzelnen Künstler. Dann ist es fair und gerecht.
Christoph
Ralph
NewsShit!
Genau das ist der Punkt: Für (ich mutmaße mal) 70% der internetnutzenden Bevölkerung ist sogar 1 Cent pro Titel noch zu teuer. Es wird NIE ein vernünftiges Modell geben, solange den Künstlern der Respekt verweigert wird - genau das tut man durch das Kopieren.
Die Musik- und Film-Industrie hat leider ein Problem, das die meisten anderen Branchen nicht haben: Ihre Produkte lassen sich ganz einfach kopieren.
Ich bete dieses Argument schon seit Jahren runter: Könnte man Essen, Autos und Gebäude ebenfalls im Internet verbreiten, würden alle vollgefressen mit dem Ferrari zum Essen in ihr Schloss fahren.
Aber da verlangt keiner neue Bezahlmodelle ... weil man schlichtweg verhungert, wenn man nicht bezahlt, was der Anbieter verlangt.
Kann ich mir eine CD nicht leisten, kaufe ich sie nicht. Kopiert man sie sich, sehe ich sehr wohl eine Strafbarkeit gegeben. Egal, wie hoch der Materialwert ist...
EDK
Was ist mit Künstlern, die sich an einem solchen Konzept nicht beteiligen wollen? Zwangsenteignung?
Im Grunde stehen all diese Möglichkeiten (Verschenken, Flatrate, Privatverkauf) den Künstlern doch schon heute offen. Trotzdem entscheiden sich die meisten für die Dienstleistungen der Rechteverwerter.
Glaubst Du wirklich die Kreativen sind Dir für diese Initiative dankbar?
Es ist ja nicht so, dass ich Deine - nennen wir es mal gutmenschlichen Ansätze - nicht mag. Sie sind der Grund dafür, dass ich hier mitlese. Aber aus meiner Sicht schießt Du hier deutlich über das Ziel hinaus. Gut gemeint ist nicht gut gemacht.
Manuel Schmitt (manitu)
Mir ging es bei meinem Beitrag primär darum, meine Meinung kundzutun, die in der Essenz ist: Das vom RTL-Chef vorgeschlagene "Modell" ist deutlich schlechter als das, was bereits als Idee Kulturflatrate im Umlauf ist.
Aber: Auch dieses Modell ist - wie Du sehr richtig festststellst - nicht perfekt. Es obliegt anderen Menschen, sich darüber Gedanken zu machen und ein Modell zu entwickeln, das im Interesse der Mehrheit der "Betroffenen".
Es wird nie ein Modell geben, das allen gefällt. Im Prinzip gibt es Menschen, die gerne Steuern zahlen, weil sie um die Leistungen des Staates wissen. Andere sagen "Ich brauche XYZ vom Staat nicht" und würden am liebsten nichts zahlen. Trotzdem müssen sie, weil eine Mehrheit dafür ist (das ist jetzt durchaus abstrahiert zeigt aber, dass nicht alle dafür sein müssen, damit es für alle gilt).
EDK
Aus meiner Sicht hat Demokratie auch Grenzen, nämlich im Minderheitenschutz. Ein zentrales Grundrecht in unserer Gesellschaft ist das Eigentum und der Staat/die Gesellschaft braucht schon gute Gründe hier einzugreifen, also eine sorgfältige Güterabwägung. Und ich kann nicht erkennen, dass die Zwangsenteignung von Künstlern durch die mangelnde Zahlungsbereitschaft eines Teils der Restbevölkerung zu rechtfertigen wäre.
Oder konkreter ausgedrückt: Ich halte eine Kulturflatrate für verfassungswidrig. Mal abgesehen von der Tatsache, dass sie auch nicht meinem Bild einer freien Gesellschaft entspricht.
Manuel Schmitt (manitu)
Wer aber nicht dran teilnimmt, soll aber auch nicht mit Forderungen kommen, welche technische Dienstleister dazu bringt, seine eigenen Kunden wie Verbrecher zu behandeln und ggf. mit vor's Standgericht zu stellen.
Das ist eine Sache zwischen Rechteinhabern und Nutzern. Wer seine Rechte nicht alleine umgesetzt bekommt, kann sich dem "Flatrate"-Modell anschließen (wo die Dienstleister ja auch wieder indirekt mit-zum-Handeln verpflichtet werden), oder sie einzeln durchsetzen (mit Anwälten) etc. pp.
allo
Wichtiger wäre, dass gezieltes Bezahlen einfach wird. nachdem der Raubkopierer sich über das neue X Album gefreut hat, sollte er mit einem Klick X Geld spenden können, wenn er möchte. Also funktionierendes Mikropayment ...
Panama Jack
Die Provider stellen doch nur die Vertriebswege bereit.
Folgt man dieser Logik, wäre
- die Telekom (mit)haftbar, wenn sich zwei telefonisch zum Bankraub verabreden
- der Bund oder die Länder z.B. beim Transport von Drogen, da ihnen die Straßen gehören
- oder, um im Bild zu bleiben, die Kabel- und Satellitenanbieter wie z.B Unitymedia für Urheberrechtsverstöße der Fernseh- und Radiosender. Na, das Geschrei möchte ich aber nicht hören.
Jedenfalls: Von da aus ist es zur Gedankenpolizei nur noch ein kleiner Schritt.
Achja, und @Kulturflatrate & Konsorten:
Johhny von Spreeblick machte sich vor einiger Zeit hier Gedanken darüber, wofür man eigentlich bezahlt (hat). Finde ich persönlich sehr lesenswert.