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Mehr Umsatz/Gewinn = mehr Glück?

Nicht selten kommt es gerade in Telefonaten mit potentiellen Interessenten, größeren Kunden oder auch Vorhändlern zum Thema Wachstum, Umsatz, Gewinn, Zahlen. Dabei stelle ich fest, dass leider immer noch viele mehr Umsatz/Gewinn mit mehr Glück gleichsetzen. Dem stehe ich dann stets entschieden gegenüber, und am Ende hab ich meist einen Unternehmer mehr überzeugt. Zumindest hoffe ich das.

Ich bin fest davon überzeugt, dass eben nicht gilt, dass mehr Umsatz/Gewinn gleich mehr Glück ist. Mehr Umsatz/Gewinn bedeutet auch nicht automatisch mehr Unglück. Die Gefahr besteht aber durchaus.

Als Unternehmer mit (fast) 20 Jahren Erfahrung finde ich, dass weniger nicht selten mehr ist, und zwar auch beim Umsatz/Gewinn. Es würde allen Unternehmern gut tun, nicht oder sehr viel weniger auf Zahlen zu schauen. Natürlich ist es wichtig, dass ein Unternehmen rentabel bleibt, damit jeder davon "leben" kann.

Wenn man (genauer: das Unternehmen) aber mal eine magische Grenze durchbrochen hat, ab dem es nachhaltig, selbständig und langfristig rentabel ist und bleibt, sollte man sich nicht mehr auf Zahlen konzentrieren.

Daher an dieser Stelle mal ein persönlicher Tipp an alle Unternehmer, die noch eher in der Anfangsphase sind: Nehmt Euch einen Steuerberater, gebt ihm die Kontoauszüge und schaut sie Euch nicht an (*). Nicht, wenn es nicht unbedingt nötig ist. Wenn ihr keinen Steuerberater habt, lasst die Auszüge von einem Buchhalter o.ä. verbuchen. Macht Euch nicht wegen Zahlen verrückt.

Viel wichtiger als irgendwelche Zahlen ist es, dass das Unternehmen als solches "läuft". Wenn die Produkte oder Dienstleistungen stimmen, wenn die Angestellten und man selbst die Arbeit genießt, die Kunden glücklich sind, kommen die richtigen Zahlen quasi von selbst. Manchmal braucht es Mut, Geduld und Durchhaltevermögen, aber Erfolg stellt sich quasi immer von selbst ein. Meist jedoch nicht, indem man Zahlen-fokussiert ist.

Um wieder zum Ursprungsthema zu kommen: Mehr Umsatz/mehr Gewinn macht meines Erachtens nach nicht glücklicher. Selbst nicht, wenn man sich selbst mehr Gehalt "genehmigt". Mal ehrlich: Doppelt so viel Geld am Ende des Monats auf dem Konto bringt einen kurzfristigen Kick, vielleicht auch, wenn man es ausgibt. Das verpufft aber ganz schnell.

Viel glücklicher macht es, wenn man sieht, wie "der Laden läuft". Wenn man sieht, wie glücklich Kunden mit den eigenen Produkten/Dienstleistungen sind. Die Mitarbeiter und man selbst Freude am Arbeiten (sorry, BMW!) hat. Das Unternehmen Hürden nimmt, jeden Tag ein Stückchen "stärker" wird, innerlich wächst, gedeiht.

Das ist IMHO wahres Glück.

(*) Zur Sicherheit: Ich plädiere nicht dafür, seine Zahlen nicht im Griff zu haben, oder alles kaufmännische zu ignorieren. Ich plädiere jedoch dafür, eine gewisse Selbstsicherheit, ein gewisses Maß an Mut und Vetrauen in das eigene Unternehmen zu haben oder zu entwickeln.

Kommentare

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Sebastian

Ich wünschte, mehr Unternehmen/ Unternehmer würden so denken und nicht alles der ständigen Maximierung unterwerfen.

Glück ist auch nur ein kurzer Moment, den man nicht auf Dauer festhalten kann. Dauerhaftem Glück hinterher zu jagen ist nicht gut. Viel wichtiger ist Zufriedheit. Für mich sind z. B. Karriere, viel Arbeiten, hohes Gehalt und Auto nicht wichtig. Brauche ich nicht, um zufrieden zu sein. Und wenn ich das bin, kann ich daraus auch glückliche Zeiten gewinnen.

Oliver

Sowas denke ich mir jedesmal, wenn im Radio vom DAX gesprochen wird. Eigentlich ist das nur Luftgeld, wenn der wieder mal in neue Höhen steigt. Warum ist da eigentlich keine Glücksspielsteuer drauf?

Nils

Das schöne ist, dass man diese Haltung bei Dir auch seit besagten 20 Jahren spürt. Du kannst um Prinzipien (und Kleingeld) streiten, wenn Dir jemand doof kommt, aber Du hast noch immer eigene finanziellen Ansprüche gestrichen, wenn Dir das wegen des Menschen oder Sache hinter der Geschichte wichtig schien. So jedenfalls meine Erfahrung mit Dir.

Peter Weber

Ich erinnere mich an deinen Post über die Spaßgrenze. Der auf viele Lebensituation anzuwenden ist, egal ob man jetzt dem Kapitalismus unterliegt oder nicht.

ednong

Zeigt eigentlich nur ganz deutlich, dass Maximum ungleich Optimum ist.

Es wäre schön, wenn mehr Menschen/Unternehmer so denken würden.

Martin

Man merkt halt, dass du ein Unternehmer bist, der sein Unternehmen hat wachsen sehen. Sozusagen vom "ersten Server in der Garage hinterm Reifenregal" bis zu dem jetzigen Rechenzentrum. Mit allen schönen und wohl auch gelegentlich unerfreulichen Ereignissen. Es tut gut zu Wissen, dass es auch noch vernünftige Leute gibt.

Das kann man von den gekauften BWLern als eingesetzten Geschäftsführer/Vorstand nicht erwarten, die denken maximal 6 Monate nach vorne, eher nur ein einziges Quartal.
Und so geht es in diesen größeren Unternehmen dann auch zu, es gibt da auch keine Mitarbeiter mehr in diesen Unternehmen und auch keine Personalabteilung. Da gibt es nur noch Resourcen (Human-) und HR-Abteilungen mit Personalern, die zwar auf dem Papier die perfekten Bewerber auswählen, aber echte fähige Leute draussen bleiben, weil Passierschein XY in der Bewerbung nicht drin ist oder sonst irgendwas stört und sei es nur, dass die Anforderungen nur zu 98% erfüllt werden oder der zukünftige Mitarbeiter doch tatsächlich angemessenes Geld verdienen möchte...
Und da man nur noch eine austauschbare Resource ist, fehlt auch die Bindung an das Unternehmen. Dieses ist nämlich aus Mitarbeitersicht dann auch nur ein austauschbarer Zeitvertreib. DAS wiederum kapiert aber keiner der Manager, wie auch, wenn man die ganze Zeit überlegt, warum die Umsätze nicht steigen...


Vielleicht sollte man Manuel einfach mal klonen, wir brauchen hier mehr echte Unternehmer: Mit einem Blick auf die Zahlen, aber ohne Zahlenfetisch.
Und vielleicht solltest du ein Buch schreiben:" Manitu und ich - Anekdoten und Ereignisse aus der Firmengeschichte" Oder so ähnlich.

Weiter so!

Manuel Schmitt

Danke! :-)

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