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Ihre Entscheidung

Ein Nicht-Kunde hatte uns auf eine bei uns gehostete Webseite aufmerksam gemacht. Die Seite sei demokratiefeindlich und hätte angeblich eine "großer Näh zu Verschwörungstheoretikern und Faschisten". Zudem sei am Ende der Seite ein Link zu uns eingebunden. Die Mail an uns endete mit

Das lässt uns natürlich aufhorchen und wir prüfen solche Vorwürfe, soweit es für uns möglich und zulässig ist. Auch in diesem Fall. Da soetwas ein heikles Thema ist, landete es bei mir auf dem (virtuellen) Schreibtisch.

Auch wenn jeder hier persönlich inkl. mir seine eigene politische Meinung - auch zu der kritisierten Seite - hat, so dürfen wir und ich uns von eben dieser Meinung in solchen Fällen nicht leiten lassen, sondern müssen als Anbieter streng nach Gesetz und Ordnung handeln.

Um es vorweg zu nehmen: Natürlich könnten wir solche Seiten z.B. durch eine reguläre Kündigung, sprich Nicht-Verlängerung des Vertrages nach Ende der Laufzeit, unterbinden.

Aber: Die kritisierte Seite ist, sofern ich das überblicken kann, weit von der Meinungsfreiheit und damit einem allgemeinen Verständnis einer funktionierenden Demokratie gedeckt. Eine Demokratiefeindlichkeit konnte ich selbst mit böser Absicht nicht entdecken, und auch nichts Anderes, was auch nur annähernd an einen Straftatbestand herankommt. Viel mehr empfand ich die Seite als regierungs- und allgemein gesellschaftskritisch - was vermutlich, je nach politischer Meinung, dem ein oder anderen aufstößt.

Ich finde, eine Demokratie muss das aushalten, und auch "solche" Seiten haben irgendwie eine Daseinsberechtigung. Eine solche Seite wegen einer kritischen Grundhaltung nicht bei uns gehostet wissen zu wollen, wäre vermutlich genau das Kanonenfutter, das die Betreiber bräuchten und sich vielleicht auch wünschen.

Das habe ich dem Verfasser der Mail an uns auch in einer relativ langen E-Mail persönlich dargelegt. Die banale Antwort:

Schade - etwas mehr Diskurs hatte ich mir in der Tat gewünscht.

Kommentare

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DerITler

Naja, - die Seite zu hosten - und - die Seite zu hosten und auf dieser einen Werbelink zu akzeptieren - sind dann vielleicht doch zwei paar Schuhe. Ich würde die Seite weiter hosten aber den Betreiber bitten den Werbelink zu entfernen. (Um Entfernung eines Werbelinks würde ich übrigens bei allen eindeutig politischen Websites bitten, egal ob ich den Inhalt als Person unterstütze oder nicht.)

Manuel Schmitt

Das ist ja bereits in der Mache ;-)

Lou Garden

Das sehe ich genau so, in meinen Augen handelt ihr da richtig und durchdacht. Als Hoster ist man ein Stück weit Dienstleister für alles und jeden, und solange die Verfassungsfeindlichkeit nicht vorliegt, hat jeder ein Recht darauf, seine Meinung äußern zu dürfen. Ein Hoster ist kein Richter, und sollte darauf keinen Einfluss nehmen - die Entscheidung ist und bleibt den Gerichten vorbehalten.

Solchen Ansichten die Plattform zu nehmen, auch wenn man sie nicht mag, ist auch Demokratiefeindlichkeit. Von daher: Hut ab!

John Doe, der Dritte

Ich behaupte, dass es besser ist, dass er Nicht-Kunde ist.
Wie findet er eine Seite, die einen Link auf Euch gesetzt hat und denkt dann „Ach, bei denen wollte ich ja schon immer mal Kunde werden! Aber so nicht und das muss ich jetzt unbedingt kommunizieren.“

John Doe Nr. 365821

Ohne die Webseite zu kennen möchte ich mir kein Urteil bilden, generell aber glaube ich generell aber eine schwierige Entscheidung, wo ziehe ich die Grenze?
Webhosting für die AfD? Rheinmetall? Nestle? eine Abtreibungsklinik? der bekannte Abmahnungsanwalt? Linkspartei? Alles legal (und sicherlich finanziell auch lukrativ), moralisch aber, zumindest für jeweils Teile der Bevölkerung höchst verwerflich. Ein Unternehmen hat (bis auf wenige Ausnahmen) keine Pflicht mit jedem Geschäfte machen zu müssen und sollte es auch nicht. Wo allerdings die Grenze gezogen wird, bzw. wie weit ein Unternehmen mit der "Grauzone" Geschäfte macht liegt beim Unternehmen alleine, in dem Fall bei Manuel und bildet letztendlich das Wertegeflecht des Unternehmens.
Der Kunde wiederum trifft seine Entscheidung für oder gegen ein Unternehmen auch, mehr oder weniger, aufgrund der vermittelten Werte des Unternehmens. Konkretes Beispiel: Kaufland, Rewe und quasi alle anderen Lebensmittelgeschäfte haben Produkte von Attila Hildmann seit Monaten bereits komplett aus dem Sortiment genommen. Amazon tut das (bewusst - Beschwerden gibt es dazu viele) nicht. Dies hat Kaufentscheidungen von mir tatsächlich beeinflußt und ich schaue häufiger über den virtuellen Tellerrand.
Anmerkung: Meinungsfreiheit ist ein sehr hohes gut und da gebe ich Manuell komplett recht: Demokratie muss das aushalten und auch kritische Meinungen müssen erlaubt und geäußert werden dürfen.
Manuell, ein Punkt aber noch: Gerade im rechten Grauzonen Bereich wird sehr sehr häufig mit Doppeldeutigkeiten gearbeitet die für jemanden der nicht in der "Szene" vernetzt ist und Symbole und Begrifflichkeiten nicht kennt erstmal komplett unverfänglich klingen, für Szenemitglieder aber gänzlich andere Bedeutung haben.
Krasses Beispiel aus jüngster Vergangenheit: Ein ehemaliger Lehrer spricht auf einer gut besuchten Querdenken-Demo von 6 Millionen Teilnehmern auf eben dieser Demo. Für den normalen Aussenseiter erstmal eine normale harmlose Übertreibung, gemeint (und von den Anhängern auch genau so verstanden) ist allerdings die sogenannte 6 Millionen Lüge oder auch die verklausulierte, abstreitbare, Holocaust-Leugnung. Ich kenne "eure" Seite nicht und möchte dir auch nicht Absprechen das Beurteilen zu können, aber hier gibt es viele Dinge, die man mit einem normalen Kopf nicht sieht...

Manuel Schmitt

Danke :-)

Manuel Schmitt

Vielen Dank für deine sehr ehrliche und v.a. tiefgehende Meinung. Das schätze ich sehr.

Ja, solche Doppeldeutigkeiten "kenne" ich.

Da ich selbst mit einigem an Hintergrundwissen der Psychologie etc. ausgestattet bin, springen mir solche Dinge durchaus ins Gesicht - und da würde ich schnelle(r) eine Grenze ziehen als vielleicht ein anderer.

In diesem konkreten Fall war (ist) es eine Seite, die sich - in meinen Augen wirklich nur - kritisch mit Themen des Alltags auseinandersetzt. Das beginnt und endet nicht zuletzt beim Kükentöten der Discounter.

Und eine andere Seite desselben Kunden ist definitiv ohne jegliche solche Bezüge und zeigt Landschaftsfotos und Bilder von Urlaubsreisen - und die ebenfalls ohne versteckte Symbole.

DasOlli

@John Doe Nr. 365821

volle Zustimmung,

@Manuel

> Schade - etwas mehr Diskurs hatte ich mir in der Tat gewünscht.

Das ist eines der derzeitigen Probleme, ein Diskurs ist oft nicht gewünscht.

> Ich finde, eine Demokratie muss das aushalten,

Volle Zustimmmung (grundsätzlich), eine freie und demokratische Gesellschaft (und die darin lebenden Personen) muss andere Meinungen und auch "Dummheit" ein Stück weit aushalten.

R.B.

Ihre Reaktion auf den Mail-Schreiber ist korrekt und scheint von rechtsstaatlichen Prinzipien getragen: " ...sondern müssen als Anbieter streng nach Gesetz und Ordnung handeln."

Beim Weiterlesen scheinen rechtsstaatl. Prinzipien leider doch nicht so präsent zu sein: "Natürlich könnten wir solche Seiten z.B. durch eine reguläre Kündigung, sprich Nicht-Verlängerung des Vertrages nach Ende der Laufzeit, unterbinden." Denn Ihre Vertragsfreiheit würde mit dem Allgemeinem Gleichbehandlungsgesetz kollidieren, nachdem eine Benachteiligung aus Gründen der Weltanschauung "unzulässig [ist] in Bezug auf den Zugang zu und die Versorgung mit Gütern und Dienstleistungen, die der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen." Im Klagefall müssten Sie einen anderen als polit. Kündigungsgrund nachweisen können...

Generell ist auch nicht ein persönl. Empfinden ausschlaggebend ("Viel mehr empfand ich die Seite als regierungs- und allgemein gesellschaftskritisch..."), sondern konkrete Straftatbestände bzw. der Verdacht darauf. Selbst diese sind in einem Rechtsstaat nicht eigenhändig zu ahnden, sondern der Justiz zur Anzeige zu bringen, u. nur diese ist für weitere Schritte zuständig.

Das wäre auch der korrekte Gang des Mailschreibers gewesen, was dieser mangels konkreter Straftatbestände unterließ, u. es stattdessen mit denunziatorischer Erpressung im Stil der Antifa versuchte.

Was für eine Gesellschaft soll das werden, in der polit. Andersdenkende beim Bäcker nicht mehr bedient, vom Arzt nicht mehr behandelt (tatsächlich vorgekommen), oder vom Webhoster gekündigt werden? Am Ende verweigert noch der Bestatter seine Arbeit... - ein Tollhaus!

Es wäre für dieses Land hilfreich, wenn all denen, welche immer von Rechtsstaat reden, auch dessen grundlegende Prinzipien und Gesetze bewusst wären.

Manuel Schmitt

Eine Kündigung ist etwas anderes als eine Nicht-Vertragsverlängerung und kann erfolgen, ohne dass ein Grund vorliegt.

Solange wir nicht ein Monopol im Bereich Webhosting haben, müssen wir niemanden bedienen oder Leistungen erbringen etc.

Sprich wir können einfach grundlos kündigen. Die Nennung eines Grundes ist nicht nötig.

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